Info:
Unser Stuttgarter RTW wurde als eines der ganz frühen Fahrzeuge auf der Seite BOS-Fahrzeuge.info unter der Nr. V32 registriert.
Fahrzeuggeschichte:
Mit diesem Rettungswagen begann unsere Sammlung, als der Gedanke an ein Rettungsdienst-Museum noch gar nicht geboren war!
Ursprünglich handelt es sich um einen 4-Tragen-KTW das Katastrophenschutzes, stationiert in der Bereitschaft des DRK Stuttgart-Degerloch. Mit großem Engagement des Bereitschaftsleiters und vieler helfender Hände gelang es -mit einer Sondergenehmigung des Innenministeriums Baden-Württemberg und Unterstützung des Rettungsdienst-Ausstatters Binz- den 4-Tragen-KTW zum RTW auszubauen. Theoretisch hätte der RTW jederzeit wieder zurück-rüstbar sein müssen auf KTW, ob das in der Praxis tatsächlich funktioniert hätte, sei mal dahingestellt.
Wer das Fahrzeug unbedarft anschaut, wird kaum erkennen, dass es nicht immer ein RTW war. Das Auge des Profis entdeckt allerdings einige Kuriositäten an diesem Einsatzfahrzeug. Das Basisfahrzeug verfügt noch über die niedrigen Heck- und Seitentüren der frühen Baujahre dieser Serie. Das Mobiliar im Inneren ist eher eine Mischung der 80er bis 90er Jahre. Auffällig ist vor allem die Anordnung der Notfallkoffer Atmung und Kreislauf übereinander an der Seitentür, die eher typisch war für die RTWs der Hamburger Feuerwehr aus den letzten Baujahren dieser Serie. Aber nicht nur die Innenausstattung, sondern auch das äußere Erscheinungsbild wurde im Laufe der Jahre immer weiter aktualisiert. So gesellte sich anfangs ein drittes Blaulicht auf dem Heck zu den beiden originalen Blaulichtern des 4-Tragen-KTW. Dann wurden für diese Baureihe eher ungewöhnliche Arbeitsscheinwerfer sehr professionell in das Hochdach integriert und schließlich Mitte der 90er Jahre die Blaulichtanlage umgerüstet auf die für einen so alten RTW etwas futuristisch anmutende Kombination aus Federal Signal-Warnbalken und zwei Blitzleuchten am Heck. Bei der Auswahl der Signalhörner gibt es auf diesem RTW die große freie Wahl: es kann das klassische Aufschlaghorn des Katastrophenschutz-Fahrzeuges genutzt werden, oder aber die Tonkombination aus dem Federal Signal-Balken mit Stadt-Land-Schaltung oder aber ein volumenstarkes Martinshorn, dass aus einem RTW des Stuttgarter Rettungsdienstes vom Anfang der 80er Jahre stammt. Zu allem Überfluss gäbe es auch noch eine Straßenbahn-Klingel zur Auswahl, die mit einem versteckten Schalter unter dem Armaturenbrett installiert wurde. Diese Klingel kam vor allem dann zum Einsatz, wenn der RTW z.B. für den Sanitätsdienst bei Spielen der Stuttgarter Kicker eingesetzt wurde und man sich dort den Weg frei machen wollte, ohne Passanten massiv zu erschrecken. Die für solche Zwecke praktische reduzierte Test-Schaltung des Federal Signal-Balkens war bei dieser frühen Version noch nicht verfügbar.
Der Degerlocher RTW wurde im Wesentlichen als Einsatzfahrzeug bei Großveranstaltungen genutzt, gelegentlich auch als Begleitfahrzeug bei Besuchen von Staatsgästen. Und schließlich nutzte ihn auch der Stuttgarter Rettungsdienst gelegentlich als Reserve-Fahrzeug.
Über seine gesamte Dienstzeit behielt der RTW immer den Funknamen Rotkreuz Stuttgart 64/27-1, welcher ihn eindeutig als Katastrophenschutz-KTW ausweist. Das führte einmal sogar zu einer nicht unerheblichen Irritation eines Mitarbeiters der Münchener Rettungsleitstelle. Im Rahmen des Einsatzes für den Stuttgarter Rettungsdienst war der RTW mit einem beatmeten Intensivpatienten unterwegs in eine Münchner Klinik und meldete sich pflichtgemäß im Münchner Funkverkehrskreis an: „Rotkreuz Stuttgart 64/27 -1 unterwegs mit einer Intensiv-Verlegung auf dem Weg zum Klinikum Rechts der Isar, kommen“. Große Fragezeichen in den Augen des Leitstellen-Mitarbeiters: „Hier Leitstelle München, wiederholen Sie ihren Funknamen, kommen!“ Antwort: „RotKreuz Stuttgart 64/27-1, aber wir sind ein RTW!“ In welchem Rahmen die Irritation des Leitstellen-Mitarbeiters aufgelöst werden konnte ist uns leider nicht bekannt.
Die Einzigartigkeit dieses RTWs wurde uns erst im Vergleich mit zwei später in unsere Sammlung gelangten Fahrzeugen der Bremer Reihe von Mercedes richtig bewusst. Um so mehr freuen wir uns, dieses Unikum in hervorragendem Zustand mit einem aktuellen Tachostand von nur gut 30000 km in der Sammlung halten zu können.
Besonderer Dank gebührt Herrn K. vom DRK Stuttgart für umfangreiche Detailinformationen und die Hilfe bei der Beschaffung von fehlenden Teilen der Ausrüstung.