Info:
Dieser Ford E350 RTW ist auf der Seite BOS-Fahrzeuge.info unter der Nummer V72843 registriert.
Von diesem Fahrzeug gibt es ein Modell der Firma Busch Automodelle (Art.-Nr. 41802) im Maßstab 1:87.
Fahrzeuggeschichte:
Mit zahlreichen Höhenlagen und entsprechenden Steigungen stellte die Region um Fulda Ansprüche an Rettungswagen, die von Fahrzeugen aus deutscher Produktion in in den 1980er- und 90er Jahren schwer zu erfüllen waren. Die in dieser Zeit verbreiteten Rettungswagen waren in aller Regel eher schwach motorisiert. In bergigen Regionen brauchten sie entsprechend viel Zeit, um zum Einsatzort zu gelangen.
Spätestens mit der Einführung von Hilfsfristen -der Vorgabe von maximaler Zeit zwischen Alarmierung und Eintreffen des Rettungsfahrzeugs am Einsatzort- hätte das Netz der Rettungswachen in der Region Fulda enger werden müssen. Dies hätte einen erheblichen Kostenaufwand mit sich gebracht. Statt dessen entschied sich das DRK, stärker motorisierte Fahrzeuge einzusetzen, um einfach schneller die Berge rauf zu kommen und so die Einsatzzeiten zu verkürzen.
Aus deutscher Produktion gab es so etwas aber nicht und so fiel die Wahl auf den amerikanischen Ford E350 in der Heavy Duty-Version, der überhaupt kein Problem mit Bergen kennt. Aus 7,3 Litern Hubraum schöpft sein Tubodiesel „nur“ 237 PS, aber das starke Drehmoment des grossen Hubraums macht ihn schlicht zur flinken Bergziege. Wer so einen RTW einmal eine Steigung hinauf bewegt hat weiß, warum man in Fulda auf die E350 schwor. Erst mit Einführung stärkerer Motoren in Mercedes Sprinter Koffer-RTWs ging die Ära dieser Fahrzeuge zu Ende.
Ausgebaut wurden die E350 von dem amerikanischen Unternehmen Wheeled Coach in Florida. Der europäische Importeur De Vries Ambulances aus den Niederlanden passte die Fahrzeuge dann der deutschen DIN-Norm für Rettungswagen an und lieferte sie über die Firma EMS Euro-Modul-Systeme-Ulm GmbH nach Fulda. Im Wesentlichen entsprechen sie den typischen US-Ambulances. Wichtigste und offensichtlichste Änderung war der gefederte Tragentisch im Gegensatz zu den ungefederten, auf dem Fahrzeugboden arretierten Tragen der US-Fahrzeuge. Die Bordelektronik mußte von 110 Volt (USA) auf europäische 220 Volt-Verkabelung modifiziert und die Sauerstoffanlage an deutsche Bedürfnisse angepasst werden. Hingegen entsprechen die Unterbringungsmöglichkeiten für medizinisches Equipment weitestgehend dem amerikanischen Original, auch der Durchgang vom Fahrerhaus zum Patientenraum ist unverändert.
Die E350 aus Fulda waren all die Jahre ein Hingucker auf den Strassen der Region und manch deutscher Rettungsassistent träumte davon, so einen RTW mal fahren zu dürfen.
Viele Möglichkeiten dazu gab es in Deutschland sonst nicht. Beispielsweise die JUH Hannover betrieb einige E350 als ITW (Intensiv-Transport-Wagen), ein paar private Krankentransport-Unternehmen gönnten sich den Luxus solcher RTWs oder Fahrzeuge wurden nach Ihrer Ausmusterung in Fulda noch ein paar Jahre in „Zweitverwertung“ betrieben.
Unser Ford aus Baujahr 2001 war der letzte in Dienst gestellte RTW seiner Klasse beim DRK Fulda. Zum Ende seiner Karriere diente er noch als Reserve-RTW, wurde zeitweise aber auch im ehrenamtlichen Bereich eingesetzt und entsprechend zum KTW abgestuft, daher der Funkrufname 9/85-2.
Das neue Design des DRK Fulda trug er nur gut ein Jahr bis zur Ausserdienststellung Ende 2017.
Das alte Design in weiß mit Tagesleuchtstreifen ist auf BOS-Fahrzeuge.info unter der Nummer V72843 zu sehen.
Wir haben uns sehr gefreut, nach dem berühmten Brabus-NEF diesen RTW als zweites außergewöhnliches Rettungsfahrzeug aus der Region Fulda übernehmen zu dürfen.
Die ungewöhnliche Technik des amerikanischen Fords stellt uns immer wieder vor Herausforderungen und macht regelmäßig deutlich, wie aufwendig der Betrieb dieser E350 im Rettungsdienst war.