Fahrzeuggeschichte:
Dieses Fahrzeug bezeichnen wir gerne mal ironisch als unser erstes NEF. In Wahrheit handelt es sich allerdings um einen normalen Krankentransportwagen (KTW) in der Ausführung kurz/hoch auf Basis eines Ford P7 20m, hergestellt von der Firma Miesen. Der KTW wurde als Einsatzfahrzeug für das Betriebsgelände der Firma SEL (Standard Elektrik Lorenz) in Stuttgart Zuffenhausen angeschafft, damit die Betriebsärztin im Bedarfsfall schnell zum Einsatzort gelangen konnte. Ausgestattet war er regulär nur mit Trage und Tragestuhl, einem Verbandskasten und einer Sauerstoffflasche (was in dieser Zeit durchaus noch nicht Standard auf einem KTW war!). Die Betriebsärztin führte noch etwas spezielles Arzt-Equipment (z.B. eine Auswahl gängiger Notfallmedikamente) in einer separaten Tasche mit, die lose ins Fahrzeug gestellt wurde.
Nach mündlicher Überlieferung soll der KTW in seiner Dienstzeit in Stuttgart tatsächlich kein einziges Mal einen Patienten transportiert haben, da im Ernstfall für eine Fahrt zur Klinik der Rettungsdienst aus Stuttgart angefordert wurde. Das Werksgelände hat er nur verlassen, um zur Inspektion in die Werkstatt gefahren zu werden.
Nach der Ausmusterung bei SEL gelangte der Ford auf einem kleinen Umweg in die Oldtimer-Sammlung des Gründers vom Krankentransport–Unternehmen GARD in Hamburg, der das Potenzial dieses ungewöhnlichen Fahrzeugs erkannte und es als Werbeobjekt für sein Unternehmen übernahm. Für Krankentransporte wurde der KTW auch hier nicht mehr eingesetzt, dennoch hat er im Raum Hamburg den ersten und einzigen Patienten seiner Karriere gesehen. Auf dem Weg zu einem Oldtimer-Treffen kam der GARD-Gründer zufällig über einen schweren Verkehrsunfall hinzu und hielt natürlich an, um erste Hilfe zu leisten. Nach kurzer Zeit war auch die Berufsfeuerwehr vor Ort und übernahm die Versorgung weiterer Verletzter. Schließlich tippte einer der Feuerwehrmänner dem GARD-Gründer von hinten auf die Schulter mit den Worten: „Wir haben dir schon mal den einen leicht verletzten Patienten eingeladen, kannst Du ja gleich in die Klinik fahren.“ Natürlich wurde der Patient nicht wieder ausgeladen, sondern ausnahmsweise transportiert.
Dieser KTW vom Typ Ford 20 M ist der letzte bekannte von drei baugleichen Fahrzeugen mit der typischen geteilten Heckklappe des Ausbauers Miesen. Der Verbleib der anderen beiden ist nicht bekannt, vermutlich sind sie aber nicht mehr existent. Entsprechend freuen wir uns sehr, dass dieses rare Beispiel deutscher Rettungsdienst-Geschichte seinen Weg in unsere Sammlung gefunden hat und danken dem Überlasser herzlich!