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Info:
Das Brabus-NEF ist auf der Seite BOS-Fahrzeuge.info unter der Nr. V21214 registriert sowie in einem Artikel über die Top Ten Eigenausbauten erwähnt
In der Zeitschrift Rettungs-Magazin (Ausgabe 6/1998) wurde dem NEF ein 4-seitiger Artikel mit Coverfoto gewidmet.
Von diesem Fahrzeug gibt es ein Modell der Firma Busch Automodelle (Art.-Nr. 48506) im Maßstab 1:87.
Fahrzeuggeschichte:
Notarzt-Einsatzfahrzeuge (NEF) auf Basis einer Mercedes M-Klasse gab es im Laufe der Jahre viele. Aber dies ist mit seinem Erstzulassungsdatum Februar 1998 der erste ML, wie die M-Klasse auch gerne genannt wird, der als NEF in Deutschland zugelassen wurde.
Die Geschichte entwickelte sich so: Das Deutsche Rote Kreuz in Fulda verlor durch einen Unfall das bis dahin genutzte NEF und brauchte sehr kurzfristig Ersatz. Aus einem Kontakt mit der örtlichen Mercedes-Benz Niederlassung entstand die Idee, einen ML aus der aktuellen Produktion herauszunehmen und dem Roten Kreuz zur Verfügung zu stellen. Der ML320 erschien auf Grund seiner starken Motorisierung mit 218 PS und dem Allradantrieb als besonders geeignet, die Herausforderungen der bergigen und stark bewaldeten Umgebung Fuldas zu meistern.
Nun muss man wissen, dass diese MLs zunächst nur eine Entwicklung für den US-Markt waren und auch dort erst seit Februar 1997 produziert wurden. Auf Grund des guten Erfolges in den USA kamen einige wenige Exemplare noch vor der offiziellen europäischen Markteinführung 1998 bereits 1997 nach Deutschland. Das NEF aus Fulda stammt aus dieser Produktion, sehr gut belegbar an der amerikanischen Fahrgestellnummer, die nicht mit WDB163 beginnt, sondern mit 4JG163.
Das Fahrzeug war inklusive Anhängerkupplung quasi auslieferungsbereit für einen Kunden, der vermutlich eine Weile länger auf seine Lieferung warten musste.
Wie alle in diesem ersten Jahr produzierten ML war er Bordeauxrot lackiert, eine andere Lackierung wurde zunächst nicht angeboten. Entsprechend musste der ML erst mal zum Lackierer und wurde dann in aller Eile mit Unterstützung von Daimler-Benz und Brabus durch das DRK Fulda zum NEF ausgebaut.
Mit seiner aussergewöhnlichen Optik hat dieses Unikum regelmässig für Aufsehen gesorgt. Besonders charakteristisch waren die breiten Reifen auf Flachbett-Felgen, die Brabus-Türschweller und der Kuhfänger. Hinzu kam die ungewöhnliche Beschriftung Notarzt auf der Motorhaube in Tagesleuchtfarbe. Die Anhängerkupplung blieb zeitlebens ein Merkmal dieses Fahrzeuges, bei dem sich jeder fragte, was sie an einem NEF zu suchen hat.
Stationiert war das Brabus-NEF parallel zu einem Notarztwagen (NAW) am Klinikum Fulda. Das NEF wurde sowohl bei Einsätzen außerhalb Fuldas eingesetzt, bei denen die Anfahrt mit dem NAW zu lange gedauert hätte, als auch als Ersatz-Fahrzeug für den dort stationierten Rettungshubschrauber (RTHub), falls der wegen Schlechtwetter nicht fliegen konnte. Die Einsatzfrequenz für dieses NEF war offenbar geringer als für gewöhnliche NEFs der ersten Reihe. Bis zur endgültigen Ausserdienststellung 2017 kamen nur 140000 Kilometer zusammen.
Vor allem die Einsätze der frühen Jahre hatten es aber um so mehr in sich. Das Automatikgetriebe war mit dem Kraftangebot des Motors im harten Rettungsdienstalltag offenbar überfordert, bis zur Ausmusterung wurden drei Getriebe verschlissen.
Auch Unfälle setzten dem Brabus zu. Alleine im Jahr 2000 kam es zu zwei schweren Eigen-Unfällen, die knapp an Totalschäden vorbei schrammten. Der erste war ein Frontschaden, bei dem ein Großteil des Vorderbaus ersetzt werden musste. Nur ein halbes Jahr später kam ein Seitenschaden links hinzu. Bei dem zweiten Unfall wurde die vordere linke Flachbettfelge zerstört. Seit diesem Unfall war das Fahrzeug nicht mehr mit den charakteristischen Breitreifen unterwegs, sondern wurde mit Standard-Felgen und -Bereifung betrieben. Die Karosserieschäden wurden sehr professionell repariert, einzig sichtbar ist heute noch die unterschiedliche Lackierung innen. Während die linke Seite komplett weiß lackiert ist, erscheint beim Öffnen der rechten Türen die ursprüngliche bordeauxrote Lackierung des Fahrzeuges. Die Beschriftung Notarzt auf der Motorhaube wurde nicht mehr in Tagesleuchtfarbe, sondern in schwarz ersetzt.
Das Fahrzeug war bis 2010 im regulären Dienst, wurde dann durch einen neuen ML ersetzt und nur noch als Reserve-Fahrzeug vorgehalten. Im Januar 2017 erlitt das neue NEF einen Totalschaden, worauf hin beide MLs endgültig außer Dienst gestellt wurden.
Wir konnten dieses in Rettungsdienstkreisen sehr geliebte Fahrzeug dann in unsere Sammlung übernehmen und haben einige Arbeit hineingesteckt. Besonders unter den BRABUS-Türschwellern hatte sich reichlich Rost angesammelt. Entsprechend wurden diese demontiert und einige Bereiche am Unterboden und den Schwellern geschweißt. Außerdem erhielt das Fahrzeug bei uns die originalen Brabus-Felgen mit Breitreifen sowie die Beschriftung Notarzt in Tagesleuchtfarbe auf der Motorhaube zurück.
Die Sondersignalanlage wurde bereits im Laufe der Jahre beim DRK gewechselt. Ursprünglich war eine Anlage bestehend aus Warnbalken von TechnoDesign und zusätzlichem Martin-Kompressorhorn verbaut, später wurde diese umgerüstet auf die bis heute verbaute sehr seltene Anlage Federal Signal Vista mit integrierten Arbeitsscheinwerfern und Blinkern.
Diese Sondersignalanlage soll bereits während der Dienstzeit des Fahrzeugs immer wieder Probleme gemacht haben. Eine Zeit lang kursierte dazu sogar ein Video auf YouTube, bei dem das NEF mit nur einer blitzenden Signalleuchte auf dem Dach und stattdessen zusätzlich eingeschalteten Arbeitsscheinwerfern ausrückt.
Auch bei uns funktionierte diese Anlage anfangs nicht richtig. Herzlichen Dank an dieser Stelle an Robert Lohr und die Firma Lohr-Signalanlagen für die professionelle Instandsetzung!
Herzlichen Dank auch an die Kollegen vom DRK Fulda, die uns später rechtzeitig informierten, als der letzte RTW vom Typ Ford E350 Powerstroke ausser Dienst gestellt wurde. So haben wir nun zwei Fahrzeuge aus dem lange Zeit recht exklusiven Fuhrpark des DRK Fulda in unserer Sammlung, um die speziellen Anforderungen an Einsätze in bergigen Regionen zu beleuchten!